Samstag, 29. September 2012

Planänderung 8934: Lets go to Regina Beach!



Eigentlich sollte ich jetzt gerade im Bus nach Calgary sitzen - richtig, das tue ich nicht. Als wir gestern Abend einem Uni-Footballspiel der Regina Rams beiwohnten (die ebenfalls in einem Stadium spielen, das gut 20.000 Leuten Platz liefert), eröffnete uns unser Host Susann, dass wir das Wochenende auch gern mit ihr und ihrer Tochter in Regina Beach verbringen dürfen, was in etwa Rostock-Warnemünde in nicht ganz so schön entspricht. Bei zu erwartenden 28° nehmen wir einen kleinen Kurzurlaub natürlich gerne mit und wir werden Calgary wohl erst am Montag erreichen. 



Insofern... sonnige Grüße aus Regina Beach! 

Donnerstag, 27. September 2012

Welcome to Regina


Am gestrigen Tag erreichte die Reisegruppe Rostock das schöne Örtchen Regina, das etwa 200.000 Menschen beheimatet. Neben unserem aktuellen Host namens Susann ist es vor allem das Zusammenspiel aus weitläufiger Natur und einem blühenden Stadt- bzw. Universitätsleben, das den Charme dieser  Stadt ausmacht. Mindestens ebenso charmant ist jedoch  die etwa 60-jährige Eigentümerin unserer aktuellen Behausung: Susann.  Die kanadische Frohnatur, die in einem Haus wohnt, das jeden deutschen Handwerker zu absolutem Tatendrang animieren würde,  arbeitet unter anderem am Luther College und unterrichtet dort Psychologie, im Herzen ist sie jedoch mindestens eine genauso große Weltbummlerin wie wir und erzählte uns deshalb angeregt von ihren Aufenthalten in Indien, den Amazonas oder sonstwo in der Welt. 

Selbstverständlich ließen wir uns nicht die Möglichkeit entgehen, einer ihrer Psychologie-Vorlesungen beizuwohnen, da das Thema zudem ungemein interessant war: Einflussfaktoren auf das Selbstbewußtsein des Menschen.  Nach der 50-minütigen Sitzung, die inhaltlich das hielt, was sie versprach, verblieben vor allem zwei euphorisierte Germans: Michel und ich. Warum? Wir waren uns einig alles verstanden zu haben. Und das stellt in unserem gemeinsamen Spießrutenlauf durch die englische Sprache ein großes Erlebnis dar.
Ohne dieses Erlebnis schmälern zu wollen und erst recht ohne mich auf irgendeinen deutschelitären Scheffel erheben zu wollen, bleibt jedoch unmissverständlich anzumerken: Das Niveau war in etwa auf dem des Philosophieunterrichts in der Oberstufe unserer Gymnasien anzusiedeln.

Eine echte Reifeprüfung erwartete uns, als wir die Uni verließen. Wie das Schicksal es so will, gingen wir um die Mittagszeit in einen Kiosk - um uns mal wieder ungesund zu ernähren - und plötzlich hält Robert eine Kreditkarte in der Hand, die er dort gefunden hatte und nach der offensichtlich auch niemand suchte. Dass man nun in unserer Situation – drei deutsche Traveller reisen 3.500 Km quer durch ein Land in der Hoffnung auf Arbeit – auf dumme Gedanken kommt, ist sicherlich nachvollziehbar. Aber: Wir blieben standhaft und gaben enthusiastischen Träumen, was wir mit diesem Geld alles anstellen könnten, den Laufpass und hinterlegten die Karte an der Kasse. Natürlich erhielten wir daraufhin auch nicht nur das leisestes Wort des Dankes vom Kassierer. Jedoch: Wer Gutes tut, dem wird auch gutes widerfahren.
Und das werden wir auf unserer Reise sicher noch das ein oder andere Mal gut gebrauchen können. Vielleicht bereits bei unserem nächsten Stop in Calgary.

Montag, 24. September 2012

Heute bin ich von einer Brücke gesprungen


Das kann zumindest Michel sagen.

Eigentlich begann der Tag an unserer ersten Zwischenstation unseres 3.5000-Km-Trips in den Westen Kanadas äußerst langweilig. Während wir durch das Örtchen mit dem wirklich imposanten Namen Thunder Bay flanierten, stellten wir gemeinsam fest: Hier möchten wir niemals leben. So ist es wohl auch bezeichnend, dass wir als Höhepunkt des Tages einen Besuch im wirklich riesigen Walmart der Stadt erwarteten. Doch letztendlich kam es mal wieder ganz anders. Während wir uns mehrere Minuten an der unglaublich großen Chipsauswahl erfreuten, riefen plötzlich unsere Hosts Hailey und Heather an:
         
"Hey Jungs, wir haben Freunde, die heute von der Stadtbrücke springen wollen. Wir wollten vorher noch zu Walmart - kommt ihr mit?!"

Wie unsere Antwort ausfiel, könnt ihr euch sicherlich denken. Nur zehn Minuten später waren wir auch schon an der Brücke und eine Gruppe von jungen Studenten empfing uns schließlich so, wie wir es ehrlich gesagt in Kanada bisher auch gewohnt sind: mit offenen Armen. Typen namens Eric und Russel waren sozusagen die Strippenzieher des ganzen Geschehens und als uns Eric versicherte, er sei professioneller Freeclimber wurde die ganze Sache immer interessanter für uns und wir beschlossen todesmutig: Wir springen auch! Das Problem: Nachdem Eric und Russel (siehe Bild rechts) bereits von ihren atemberaubenden Sprüngen berichteten, hielt schließlich ein älterer Mann mit Glatze an der Brücke an.

"I can not watch what you are doin here, I'll call the cops"

Nachdem er dies dann getan hatte, verließen er und sein Pickup auch wieder das Geschehen und urplötzlich hatten wir Zeitnot. Wann kommt die Polizei an? Wie lange können wir noch springen?

Wie werden absolut essentielle Entscheidungen getroffen? Mit Stein, Schere, Papier! Genau!
Michel war schließlich der Glückliche, der mit seinem unschlagbaren Papier den Sieg davontrug. Als dieser sich nach seinem Flugerlebnis wieder auf dem Weg aufwärts befand, stand schließlich auch der erste kanadische Polizist neben uns, der zwar signalisierte, dass er unser Schaffen eigentlich sehr amüsant findet, er unser Treiben aber dennoch beenden müsse. Robert und ich sind demgemäß die Verlierer des Tages. Aber wer so schlecht in Stein, Schere, Papier ist, hat es auch nicht anders verdient ;-)

Morgen um 23.30 Uhr verlassen wir Thunder Bay und der nächste Zwischenstop wird Winnipeg sein.


Freitag, 21. September 2012

Something about Montreal

Während der Motor unseres Busses nach Calgary quasi bereits warmläuft, ist es an der Zeit für ein erstes kleines Resümee. Denn mit dem heutigen Tag ist bereits eine Woche vergangen, seitdem unsere Füße das erste Mal kanadischen Boden berührten. Ein executive summary zu Montreal...

City

In Montreal sind Dinge unterirdisch, die jeden Europäer an seiner Wahrnehmung zweifeln lassen. So befinden sich nicht nur die Stationen der Metro allesamt im Untergrund, sondern auch ganze Einkaufszentren sowie die Stadtuniversität.
Ohnehin erhält der Begriff des urbanen Lebens hier neue Superlativen, die sich insbesondere während der Fahrten mit der Metro vergegenwärtigen. Egal wie kurz oder lang die Kanadier sich in der Metro befinden, steht eins fest: Die Zeit in der Metro wird (sinnvoll) genutzt. Sobald die Türen geschlossen sind, kramt der moderne Kanadier in seiner Tasche und zückt ein neumodernes Unterhaltungsmedium. Selbstverständlich stehen dabei Smartphones und MP3-Player weit oben auf der Prioritätenliste, doch auch Zeitungen und Bücher sind zahlreich vertreten.

Nightlife

                         „Montreal is like the canadien Las Vegas“ said by Damien (Punkrocksänger)


Nun so wirklich bestätigen können wir Damiens Sicht der Dinge nicht. Zwar waren wir unter anderem im sogenannten Katakömbz, doch scheinen in Montreal erhebliche Geldmittel notwendig zu sein, um ausgiebig zu feiern. Geld, das drei Arbeitssuchende im Moment verständlicherweise noch nicht ganz so gern ausgeben und wir uns deshalb in dieser Hinsicht etwas zurückhielten.

Skurriles


Bekanntlich handelt es sich bei Montreal um eine kanadische Stadt, was zugleich jedem Europäer signalisiert: Hier wird primär Englisch gesprochen. Dies gilt jedoch nicht für Montreal, hier ist Französisch die Erst- und Englisch lediglich die Zweitsprache, was uns die Eingewöhnung mit unseren mangelhaften bis schlechten Französischkenntnissen nicht unbedingt einfacher machte. Die Ursache dafür liegt in den französischen Wurzeln des Bundesstaats Quebec, jedoch versteht der größte Teil der Bevölkerung auch Englisch - zum Glück!
Genau wie die französische Sprache zählen auch zahlreiche Obdachlose zum skurrilen Stadtbild Montreals. Sie finden zuhauf im Untergrund der Metrostationen Unterschlupf, wo es tagsüber aber auch nachts brechend warm ist. Generell ist das Wetter absolut unberechenbar. Zwischen 25 Grad bei Sonnenschein und 10 Grad bei Nieselregen kann hier innerhalb weniger Stunden alles passieren. Zur Nacht endet dieses Wechselspiel und ab spätestens 22.00 Uhr fällt die Temperatur schlagartig auf Temperaturen um den Gefrierpunkt, was des Öfteren auch sehr strange ist, wenn man den ganzen Tag zuvor in T-Shirt verbracht hat.


University and Sports


Nun, gemessen an dem, was mir us-amerikanische Hollywood-Streifen vermittelt haben über die sportliche Heldenverehrung an den Universitäten war es diesbezüglich in Montreal doch etwas mau. Gestern Abend besuchten wir das Derby zweier Montrealer Universitäten, bei dem etwa 1.000 Studenten ihre Universitäten anfeuerten. Das fußballerische Niveau war dabei durchaus überschaubar und ist in etwa in den unteren Regionen der Verbandsliga anzusiedeln. Zwar sind die körperlichen Fähigkeiten und der Fitnesszustand der Spieler durchaus beeindruckend, jedoch nach taktischem Verständnis sucht man hier vergebens – eigentlich ein gefundenes Fressen für jeden aufstrebenden Trainer. Was im Gegensatz dazu wiederum ungemein beeindruckt, sind die sportlichen Rahmenbedingungen, die die Universitäten ihren Athleten zur Verfügung stellen. 

So spielen die Fussballer in einem Stadion, das etwa 25.000 Zuschauer maximal fassen könnte und, wie in dem Bild links zu sehen, spielen die Basketballer in einer ultramodernen Halle, die ebenfalls höchsten Ansprüchen genügt. Nun sind weder Basketball noch Fußball kanadischer Volkssport und ihre formidablen Rahmenbedingungen werden bei weitem nicht die Spitze des Eisbergs sein. Nicht auszudenken was die kanadischen Eishockeyspieler in der universitären Eishalle für Bedingungen vorfinden werden. 















Donnerstag, 20. September 2012

Montreal in Bildern

Christmas Time 365/24/7


Something like Chinatown


Es mag täuschen, doch offensichtlich teilen die Stromschnellen des Fleuve Saint-Laurent Montreal in Arm und Reich. 


So etwas wie Kunst.






Wenn irgendetwas typisch kanadisch ist, dann wohl die Rollerblade-Hockeyanlage im Jarry Parc, wo auch die folgenden Bilder entstanden. Der Jarry Parc ist das Mekka aller Freizeitsportler und beheimatet ebenso Fussballer, Basketballer, Tennisspieler, Golfspieler, Läufer und Softballspieler.


Alle Fotos von: ...surprise, surprise... Erik Sabas.

Wie die Feder im Wind

Mit der absolutesten Mehrheit der kanadischen Politikgeschichte wurde es heute endgültig beschlossen: Robert, Michel und ich werden am Freitagmorgen mit dem Greyhound Bus eine Reise über 3.500 Km nach Calgary antreten. Zwischenstopps werden sein: Ottawa, Thunder Bay und Winnipeg. Die Abstimmung im Parlament endete 3:0. Ein eindeutiges Ergebnis, das seine Gründe hatte.

Unser aktuelles Zuhause in der Morgan Avenue
Nachdem wir in Montreal eine Woche hatten, um die allgemeinen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu ergreifen, mussten wir zu dem Schluss kommen, weiterzuziehen. Und zwar dahin, wo das Wetter zu dieser Jahreszeit noch einen Tick besser ist als hier. Sicher kommt dies auch unserer Sonnenanbeter-Mentalität entgegen, die wir in Rostock nicht so wirklich ausleben konnten. Der wesentliche Grund dafür ist aber: In den Staaten Alberta und British Columbia ist bis Mitte November noch Fruitpicking-Saison und dies bedeutet für uns, eine ausgesprochen gute Chance auf Arbeit. 

In Montreal hingegen fand die Fruitpicking-Saison vor wenigen Wochen bereits ihr Ende. Aus einer anderen Perspektive ist der Trip auch unserer Situation förderlich möglichst ganz Kanada - und eben nicht nur große Städte mit großen Häusern - zu sehen. Wenn man so will, könnte man von einer Win-Win-Situation sprechen.

Die Reise umfasst 3.500 Km und dauert etwa drei Tage. Der Spottpreis dafür beträgt ca. 150 Euro. 

Mittwoch, 19. September 2012

Impressions



Wie euch bereits die Überschrift suggeriert, startet nach und nach der Prozess des englischen Denkens... Ein paar wenige erste Eindrücke von Montreal.


Mit unserem ersten Host JP, der auf diesem Bild - wie wir alle - etwas komisch daherkommt. Wie bereits ausführlich erzählt, war er unsere kanadische Lebensversicherung.





Die olympische Anlage von Montreal, die heute (36 Jahre nach Olympia) nur noch bedingt modernsten Ansprüchen genügt. Die wir offensichtlich ja auch nicht brauchten.

Freizeitfussball im Park mit anschließendem Biertrinken, was der ein oder andere kanadische Sportgenosse anscheinend auch gerne etwas häufiger tut.

Die Gebrüder Zirkus sowie die Katzen Motocycle (grau) und Orange (schwarz)... 

Der ein oder andere mag sich fragen, warum Montreal auf diesem Bild brennt - Ich weiß es auch nicht.

 McGill University und Campus




Ein Bild von Mavie von unserem letzten Abend.
















Soviel für diesen Moment. Übrigens: Wir werden am Freitag eine Reise von etwa 3.500 Kilometern quer durch Kanada Richtung Calgary antreten. Warum, Wieso, Weshalb erfahrt ihr morgen.


Montag, 17. September 2012

Nette kanadische Menschen

Kanadische Menschen sind anders - und das im positiven Sinn. Nachdem wir in der Nacht von Freitag zum Samstag gelandet waren, empfing uns unser erster Couchsurfing-Host JP. Obwohl er sichtlich übermüdet war, öffnete uns Jean-Philippe etwa um 24 Uhr Ortszeit die Tür in Shorts und Nachthemd, nachdem wir uns aufgrund allgemeiner Orientierungslosigkeit ziemlich verspäteten. Dennoch sinnierte JP, ein Libanese, der auf eine amerikanische Arbeitserlaubnis wartet und im Prinzip nur seine Zeit in Kanada absitzt, mit uns über die Schönheit und Schattenseiten Montreals. Nach einer komfortablen Nacht in Montreal-Downtown führte uns JP mit aller Ausgiebigkeit durch die Innenstadt und kümmerte sich für uns im Prinzip um alles, was essentiell für uns war (Handy-Prepaidkarten, fairer Geldtausch etc.). Bemerkenswerte Hilfsbereitschaft, die ich aus Deutschland so nicht kenne.

Nach einer ausführlichen Stadttour verschlug es uns dennoch zu den nächsten Couchsurfern: Mavie und Gabou. Mavie und Gabou sind beides echte Punkrock-Girls - die aber jegliche Vorurteile entkräften, die  pöbelnde Punkrocker in deutschen Einkaufszentren geschürt haben. Mavie ist eine angehende Medizinstudentin, Gabou ist eine praktizierende Tierärztin. Das gute alte Parallelleben, das vielleicht auch der ein oder andere von Euch kennt, vollführen diese beiden in Perfektion. Gabou fasste ihre Einstellung dazu recht einprägsam zusammen: "I don't care what other people think". Irgendwie inspirierend. Nach dem ein oder anderen Bier und wirklich angeregten Unterhaltungen hatten wir schließlich auch schon einen Schlüssel zur Wohnung in der Hand, damit wir uns frei bewegen können, wie sie meinten. Am späteren Abend begleiteten wir die beiden und weitere Punkrocker zu einem Szene-Konzert im Herzen Montreals und auch dort wurden wir mit offenen Armen empfangen, als ob wir jahrelang dazugehören und auch blaue Haare hätten. Es ist einfach klasse in unserer Situation von Fremden, was sie ja eigentlich sind, einen so familiären und vertrauten Umgang zu erfahren.

Vielleicht noch das ein oder andere Wort zu unserer Wohnsituation. Neben Mavie und Gabou und den eigentlich fast jederzeit anwesenden Gästen leben wir außerdem mit vier Katzen und einem Hund zusammen. Eine der Katzen, die im übrigen alle mindestens drei Namen besitzen, ist gehbeeinträchtigt und der Hund ist hyperaktiv. Doch ist es keineswegs so, dass uns das irgendwie stört, dafür sind sie viel zu liebenswert. Generell ist es auch keineswegs so, dass hier alles perfekt und aufgeräumt ist, doch gerade das ist es, was den besonderen Charme unserer zweiten Couchsurfing-Hosts ausmacht.

Ein weiterer Herr, dessen Bekanntschaft wir heut machen durften, war Mano, Linienrichter beim Freizeitfussball - ja die haben Linienrichter beim Freizeitkick. Nachdem er uns etwas unengagiert am Rand des Rasens den Ball hochhalten sah, kam er sofort auf uns zu und sagte, wir sollen morgen unbedingt am Jerry Park erscheinen zum nächsten Kräftemessen der Freizeittruppen, diesmal allerdings nicht neben dem Feld.

Nett sind sie, die Kanadier. Soviel steht fest - oder wir sehen einfach nur sehr hilfsbedürftig aus ;-)

Samstag, 15. September 2012

Angekommen

Es war sicher alles andere als komplikationslos, ABER: Es ist vollbracht.
Robert, Michel und ich sind alle gleichermaßen heil in Montreal angekommen. Nach kurzen Problemen mit dem immgration office Montreal und der ein oder anderen ungewollten sightseeingtour haben wir das Apartment unseres Couchsurfing-Hosts, Jean-Philippe, erreicht und heute gilt unsere oberste Priorität der Stadterkundung. Übrigens ist JP ein absolut cooler Typ, wohnt in Downtown, und ist definitiv ein guter Gastgeber, jedoch machte er uns eines sofort klar: Montreal wird wohl nicht mehr als eine Übergangsstation für uns, da die Modalitäten der Arbeitsbeschaffung hier recht kompliziert sind. Die nächsten drei Tage werden wir zunächst Montreal erkunden und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja was, das unseren Aufenthalt hier doch verlängert...

Donnerstag, 13. September 2012

Ready for take off...

Eines vorweg: Es bedeutet für mich eine ungemeine Befriedigung, die missbrauchte Redewendung "ready for take off" endlich mal in ihrer eigentlichen Bedeutung zu hören. Im Gegensatz zu vielen adoleszierenden  Deutschrapbösewichten,  die zum 4623. Mal beschreiben, dass sie nun tatsächlich bereit sind, das "Rapgame zu übernehmen" und sprichwörtlich "abzuheben", ist mein Gebrauch dieser Wörter vielleicht nicht ganz so dramatisch, beinhaltet dafür aber sogar was Wahres: Ich bin abflugbereit (siehe Foto). Doch genug des Deutschrap-Exkurses.

Morgen Mittag um 14.15 Uhr ist es also soweit. Die drei Musketiere treten in Hamburg den Trip ihres Lebens an und so langsam wird es kribbelig. Nach einem kurzen Zwischenstop in London landen wir zur Primetime in Montreal, exakt 20.15 Uhr und in Anbetracht dessen, was uns erwartet, wird der lange Flug wohl kaum langweilig. Eines ist sicher: Die Taschen sind gewissenhaft gepackt.

Ich bringe Euch mal auf den neuesten Stand. Wie ihr in vorherigen Blogeinträgen verfolgen konntet, hatte die Reisegruppe Rostock den Plan, ihren Lebensunterhalt als Linguistic Videogametester in Montreal zu bestreiten. Nach einer äußerst strapazierenden Aufnahmeprozedur, die wahre Engelsgeduld und reichlich Gutmütigkeit unsererseits erforderte, war das Bewerbungsverfahren abgeschlossen und die Firma XY gratulierte uns samt bezahlter Flüge zu unserem Job. Bekanntlich war die Freude darüber auf unserer Seite sehr groß, jedoch speisten uns die Damen und Herren etwa vor drei Wochen lapidar damit ab, dass auch sie die Wirtschaftskrise nun offenbar getroffen hätte und sie uns doch nicht beschäftigen werden -- puh, das saß -- und wirft andererseits die Frage auf, warum die Firma XY uns eines dermaßen aufwendigen Bewerbungsprozesses unterzieht, um dann mit - meiner Meinung nach - äußerst scheinheiligen Gründen das Ganze über den Haufen zu werfen.

As you know; Robert, Michel und meine Wenigkeit besitzen nicht nur auf dem Universitätssportplatz die ein oder andere Wiederaufstehqualität und fühlten uns vielmehr zu unkonventionellen Lösungen angeregt. Was heißt: Lösungen, die erstmal nicht viel Geld kosten, da einerseits das eingeplante Gehalt von Firma XY weg fällt und  andererseits unsere Ersparnisse erstmal unberührt bleiben sollen. So kamen wir zu einer Idee, die vielleicht nicht sonderlich überrascht: COUCHSURFING. Gleich am ersten Abend in Montreal sowie die weiteren Tage bis Ende September verbringen wir bei Couchsurfern. Da diese Tage ohnehin der Stadterkundung gewidmet waren, betrachten wir dies sogar als sehr nützlich. Wer soll uns besser die schönen Seiten Montreals präsentieren als dessen Einwohner?! Ab Oktober planen wir schließlich eine kleine Wohnung zu mieten, was dem Anschein nach in Montreal recht unkompliziert ist - Wir werden sehen, ob dies auch tatsächlich der Fall ist. Ein kluger Mensch mit dem Namen Cicely Saunders sagte einmal:
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.

Ein Sprichwort, das auch dieser Reise zugrunde liegen soll, was auch immer kommen mag.

Salüt



Dienstag, 11. September 2012

Und nun... steigt die Vorfreude doch!

Hallo Freunde der gepflegten Unterhaltung,

Nun ist es also passiert. Ich habe nach reichlich kreativer Verkrampfung in der Bibo tatsächlich meine letzten beiden Seminararbeiten erfolgreich in den Briefkasten meiner geliebten Philsophischen Fakultät manövriert und darf mich - wenn nicht alles schief läuft - bald Bachelor of Arts schimpfen. Klingt erstmal gut...

Viel cooler als das ist jedoch, dass ich mich von nun an auch geistig mit meiner Weltreise befassen kann und es täglich einen witzigeren Gedanken darstellt, dass man in einigen Tagen einfach mal langfristig ganz woanders auf der Welt zu Hause ist und das kleine beschauliche, aber dennoch feine Rostock nach drei Jahren auf einmal nicht mehr dein Lebensmittelpunkt ist. Dementsprechend absurd sind aktuell auch meine Gedankengänge. Jeder Mensabesuch, jeder Fernsehabend in der WG, jedes Bier - es wird mit Person XY wohl dein letztes für eine nicht absehbare Zeit sein.


Doch will ich mich gar nicht weiter in Wehleidigkeit suhlen, sondern viel mehr den Blick vorwärts richten. Am  Freitag um Viertel nach zwei werden drei unerschrockene, todesmutige Vagabunden den Trip ihres Lebens beginnen und allmählich weichen jegliche Zweifel zunehmend Vorfreude und Begeisterung.

Apropos Freude, die bereiteten mir gestern  all jene, die auf meiner kleinen aber feinen Abschiedsfeier mit ihrer Anwesenheit und vor allem auch tollen Geschenkideen glänzten. So wurde ich einerseits Zeuge des überragenden Geschmacks eines kalifornischen Cheesecakes und andererseits bin ich nun im Besitz eines originalen Schweizer Taschenmessers sowie der aktuell besten Kompaktcamera - vielen vielen Dank an Euch! Ich verspreche euch, diese auch in eurem Sinne umfangreich an gleichem Ort und gleicher Stelle zu nutzen...

   Man achte auf Kraft...

Nun verzieh ich mich erstmal wieder zwischen meine Umzugskartons und gebe Donnerstag Abend eine letzte Wasserstandsmeldung sowie einen kleinen Einblick in unsere (mehr oder weniger vorhandene) Planung für die ersten Wochen in Montreal...

Bis dahin!